Es fühlte sich so richtig an!
Klick gemacht hat es bei mir bei einem Kaffeetrinken mit Freunden. Meine Diplomarbeit hatte ich morgens abgegeben – und jetzt war ich in Feierlaune. Mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen saßen wir am Tisch. Eine Freundin erzählte von Schwierigkeiten mit Schwestern bei ihr im Wohnheim: „So wie die könnte ich nie leben!“ Meine spontane Reaktion, ohne vorher einmal ernsthaft darüber nachgedacht zu haben: „Doch, ich schon!“ Ich war irritiert über meine Worte, spürte aber sofort, dass sie aus einer tieferen Wahrheit kamen. Es fühlte sich so richtig an! So viel wahrhaftiger als alle anderen Vorstellungen und Ideen. Als dann nachher das Kaffeetrinken in einen Abend in unserer Lieblingskneipe überging, hatte ich kaum einen Kopf für etwas anders als dieses Gefühl der Wahrhaftigkeit. Meine Freunde waren gar nicht so überrascht – für sie passte es sofort, genoss ich es doch Glaube in Gemeinschaft zu leben – mein zweites Wohnzimmer war die Hochschulgemeinde – und auch persönliche Gebetszeiten waren mir schon im Studium sehr wichtig. Mit Jesus im Zwiegespräch zu sein, durch die Psalmen, in der Stille, in den großen und kleinen Sorgen des Alltags, das hatte sich nach einer nächtlichen Gebetserfahrung mit 17 Jahren auf Kar- und Ostertagen für Jugendliche, wo ich gespürt habe: „Da ist ein Gott, der wirklich dich meint, dich ganz persönlich!“ immer mehr in meinem Alltag verwurzelt.
Dennoch – meine Ausbildungsstelle zur Pastoralreferentin stand fest. Und der Beruf war richtig, Teil meiner Berufung. Also wenigstens drei Jahre Zeit, um den Gedanken zu prüfen und reifen zu lassen und die passende Gemeinschaft zu finden. Ich komme aus dem Münsterland – da liegt Siessen nicht gerade um die Ecke. Als ich mich auf die Suche nach einer passenden Gemeinschaft machte, fragte ich drei ganz unterschiedliche Personen, welche ich mir denn einmal anschauen sollte. Alle drei sagten: „Fahr doch mal nach Siessen!“ Das erste Mal in Siessen zu Gast, wusste ich auch warum: Mich faszinierte die Liebe zum Wort Gottes, wie sie bei uns gelebt wird. Ein roter Faden, der sich durch mein Leben zieht: Wenn ich auch generell mit Glaube und Kirche in meiner Kindheit und Jugend nicht viel anfangen konnte, faszinierte mich doch das Evangelium. Worte, die meine Sehnsucht weckten: Ja, das, was du da hörst, das klingt nach gelingendem Leben! Gott spricht zu uns, manchmal durch die Worte der Bibel, aber manchmal fällt sein Wort eben auch zwischen Kaffee und Kuchen tief in unsere Seele.
Sr. Marie-Pasquale