Schöne Wohnung, Auto und gute Kontakte, aber ….
Schon als Kind war mir der liebe Gott sehr wichtig. Er gehörte in meinem Leben einfach dazu. Als Familie gingen wir jeden Sonntag in die Kirche. Das war zwar sehr streng von meiner Mutter vorgegeben, doch für mich keineswegs ein Muss. Von Woche zu Woche freute ich mich auf die sonntägliche Eucharistiefeier. Ich habe sicher nicht viel von den gesprochenen Worten verstanden, dennoch fühlte ich mich in dieser Stunde einfach zu Hause und spürte Jesu Gegenwart in der Eucharistie.
Als Jugendliche fing ich an, mich mehr und mehr für den Glauben zu interessieren. Ich versuchte durch das Lesen von religiösen Zeitschriften und Büchern Antworten auf die Fragen und Probleme meines Lebens zu finden. Dabei fehlte mir lange Zeit der Austausch mit Gleichaltrigen bzw. mit Menschen, die mir im Leben Halt und Richtung gaben.
Erst gegen Ende meiner Schulzeit fand ich Anschluss zu anderen Jugendlichen meiner Kirchengemeinde. Ich nahm im Sommer einige Male bei Wanderfreizeiten teil, die vom Pfarrer meiner Gemeinde geleitet wurden. Von da an entdeckte ich für mich wie wertvoll es war, mit anderen jungen Leuten im Glauben unterwegs zu sein. Als ich nach dem Abitur studierte und später in meinem Beruf als Grundschullehrerin arbeitete, war ich in nahezu allen freien Zeiten unterwegs bei Wallfahrten und Besinnungstagen. Obwohl ich das Kloster Sießen schon lange von den Franziskusfesten her kannte, so war es mir irgendwie zu „gefährlich“, mich dort mehrere Tage aufzuhalten.
So lebte ich viele Jahre suchend im Glauben und sehnend nach einem erfüllten Leben. Eigentlich hatte ich ja alles: Einen Beruf, der mir Freude machte, eine große Wohnung, ein Auto und gute Kontakte zu netten Menschen. Tief im Herzen spürte ich aber, dass es noch mehr geben muss. Ich wollte wissen, wo ich hingehöre.
Ich weiß nicht mehr wie es dazu kam, dass ich mich im Alter von fast 30 Jahren kurz entschlossen zu Frauenexerzitien in Sießen anmeldete. Als 20. Teilnehmerin bekam ich gerade noch einen Platz. Als meine Exerzitienbegleiterin meinte, ich sei ein „Gemeinschaftsmensch“, brachte sie einen Stein ins Rollen. Ich musste mich der Frage stellen, ob mich Gott tatsächlich in eine Ordensgemeinschaft beruft. Um nichts zu überstürzen, lebte ich zunächst zwei Jahre weiter wie bisher. Außer in einem Punkt: Ich hatte von nun an den Mut, jeden Tag die Eucharistiefeier zu besuchen, auch wenn mir klar war, ich falle unter den vielen alten Gottesdienstbesuchern richtig auf.
Nach zwei Jahren intensiven Ringens mit Gott, im Fragen nach seinem Willen und im Eingestehen, dass allein Jesus mich glücklich machen kann, trat ich mit großer Klarheit und Freude in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen ein. Seither sind 14 erfüllte Jahre vergangen und ich kann mir kein besseres Leben vorstellen.
Sr. Lioba