Ein Portrait von Berta Hummel – Sr. M. Innocentia
Maria Innocentia Berta Hummel, Franziskanerin und Künstlerin
Die weltweit berühmten Hummel-Figuren gehen auf Zeichnungen einer Franziskanerin von Sießen zurück. Sr. M. Innocentia wurde 1909 in Massing, Niederbayern, als Berta Hummel geboren. Nach ihrem Kunststudium in München trat sie 1931 in das Kloster der Franziskanerinnen von Sießen ein, wo sie bis zu ihrem frühen Tod 1946 lebte und wirkte.
In der ländlichen Umgebung ihrer bayerischen Heimat erlebte Berta Hummel eine unbeschwerte und glückliche Kindheit, zusammen mit fünf Geschwistern. Im Zeichnen und Theaterspielen fand ihre rege Fantasie vielerlei Anlass sich auszudrücken.
Schon früh wurde ihre künstlerische Begabung erkannt und gefördert. Die Eltern ermöglichten ihr ein Studium an der Akademie für Angewandte Kunst in München. Von ihrem vielseitigen Schaffen zeugen Naturstudien, Porträts, Bilder in Aquarell und Öl, Holzschnitte und Arbeiten in Textil. Eine hoffnungsvolle Künstlerlaufbahn lag vor ihr.
Doch sie traf eine ganz andere Entscheidung: Sie wollte Franziskanerin werden. Nach einem hervorragenden Studienabschluss trat sie im Frühjahr 1931 in das Kloster Sießen ein.
Bei der Einkleidung erhielt sie den Ordensnamen Maria Innocentia.
Sie hatte ihre Kunst verlassen, fand sie aber im Kloster auf eine neue Weise wieder: In Schule und Paramenten-Werkstatt, in den vielen Kinderbildern und religiösen Werken, die sie vor allem in Pastell, aber auch in Öl ausführte. Die Kinderbilder, die später während ihrer Zeit im Kloster entstanden, und den Namen Hummel in die ganze Welt trugen, spiegeln die Freude ihrer Kindertage wieder.
Seit 1935 dienen ihre Zeichnungen auch als Grundlage für die „Hummel Figuren“, gestaltet von Modelleuren der W. Goebel Porzellanfabrik in Rödental.
„Ich will nur Freude machen“, schrieb die Künstlerin. In diesem Sinn wirkt sie weiter bis heute. Wie Franz von Assisi freute sie sich an der Schöpfung; Bäume, Blumen und Tiere umgeben ihre Kinder. Wie er war sie tief ergriffen von der Demut Gottes, wie sie sich in der Menschwerdung Jesu zeigt. Immer wieder formte, zeichnete und malte sie das Kind von Bethlehem.
Sie war fasziniert von der Gestalt seiner Mutter Maria, deren Freude an dem ihr geschenkten Sohn, deren Treue zu ihm, auch wenn die Wege des Sohnes ihr unverständlich blieben. Wie Franziskus fand sie mit Maria Zugang zum Kreuz. So konnte sie die todbringende Krankheit annehmen, die früh in ihr Leben einbrach.
„Ich bin dem Willen Gottes ganz ergeben – es ist mir zuinnerst recht, was er mit mir tut; dies ist zutiefst Gnade“ (15.12. 45). In ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit äußeren Ereignissen und den Wegen Gottes schuf sie zwischen 1935 und 1937 ihr tiefstes Werk mit 50 Entwürfen zum Kreuzweg.
Sr. M. Innocentia verstarb am 6. November 1946 im Alter von 37 Jahren im Kloster Sießen.
1909 Berta Hummel wird in Massing a. d. Rott (Niederbayern) geboren
1915-1926 Volksschule und Höhere Töchterschule in Massing und Simbach
1927-1931 Studium an der Staatsschule für Angewandte Kunst in München; Ausbildung zur Zeichenlehrerin
1931 Eintritt in die Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen
Entwürfe für liturgische Gewänder, Fahnen und Behänge
Zeichenunterricht an der Mädchenschule St. Anna in Saulgau
1932 Erster Druck von Andachtsbildchen und Postkarten bei Ver sacrum, Rottenburg, Gesellschaft für Christliche Kunst
1933 Beginn der Zusammenarbeit mit dem Verlag Ars sacra, München
Einkleidung, bei der sie den Ordensnamen Maria Innocentia erhält und Noviziatsbeginn
1934 Ablegung der Ordensgelübde (Erstprofess)
Künstlerische Leitung der Paramenten-Werkstatt im Kloster Sießen Erscheinen des ersten „Hummel-Buches“ im Verlag Emil Fink, Stuttgart
1934/1935 Beginn der Verbindung zur Porzellanfabrik Goebel in Oeslau [heute: Rödental] bei Coburg, und der Herstellung von „Hummel-Figuren“
1935-1937 Aufbaustudium an der Staatsschule für Angewandte Kunst, München
1937 Angriff auf ihre Kinderbilder in der Zeitschrift „Der SA-Mann“
1939 Erscheinen des zweiten Hummel-Buches „Hui, die Hummel“ mit Kinderbildern im Verlag Ars sacra Josef Müller, München
Einschränkungen für Druckerzeugnisse im Inland; für das Ausland durfte wegen der Devisen gedruckt werden
Altarbilder für Kötzting, Sießen, Massing, Tuttlingen, Rathsmannsdorf
1940-1945 Räumung des Klosters Sießen auf Anordnung der Nationalsozialisten; M. I. Hummel gehört zu den wenigen Schwestern, die im Kloster Sießen bleiben können
1944 Erkrankung an Tuberkulose; Sanatoriumsaufenthalte
1946 Tod infolge ihrer Krankheit