Sr. Sonja erzählt aus ihrem Leben:
Geboren und aufgewachsen bin ich in Oberndorf a. N. Ich erlernte den Beruf der Erzieherin und arbeitete danach zwei Jahre im Kindergarten in Ludwigsburg. 1992 setzte ich mich noch einmal für ein Jahr auf die Schulbank, machte die Fachhochschulreife und bekam gleich im Anschluss daran einen Studienplatz an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Esslingen.
In der Zeit zwischen Berufskolleg und Studium wollte ich Geld verdienen und, wenn ich es finanziell irgendwie zusammenbrachte, Urlaub machen. Doch wo kann man Urlaub machen, wenn man kaum Geld hat? Ich wusste nur, ich muss raus, bevor ich nicht mehr kann, benötige etwas Ruhe, um mich zu ordnen und Kraft zu tanken. So kam mir der Gedanke: im Kloster!
Kloster und ich sind zwei verschiedene Paar Schuhe, dachte ich, so kommt mit Sicherheit niemand auf die Idee, dass ich in einem Kloster Urlaub mache. Ich meldete mich also in Sießen an.
Die Nachtanbetung, das gesungene Psalmengebet und das lebendige Zeugnis mancher Schwestern beeindruckten mich, doch entdeckte ich auch das Leben mit und aus dem Evangelium, also mit Gott. Ich ahnte nicht, dass diese Entdeckung mein Leben so umkrempeln würde, dass ich Heirats- und Kinderträume, ja sogar meine „geliebten“ Hosen dafür aufgeben würde.
Meine Eltern hatten uns vier Geschwister im Glauben erzogen, Gebet, Segen und Gottesdienst, es gehörte zu unserem Alltag seit ich denken kann, auch war ich früh Oberministrantin und engagierte mich sogar eine Zeit lang im Kirchengemeinderat, aber ich hatte immer die Alltagsplanung und Gestaltung in meinen Händen. Ich entschied, plante, organisierte mein Leben, es ging oft so, wie ich mir den Alltag zurechtlegte, nach dem Motto: „Gott – o.k. es gibt ihn aber ich lebe mein Leben.“
Als ich dann das Leben mit und aus dem Evangelium entdeckte, merkte ich, das Evangelium ist kein alter, verstaubter Text für antiquierte, hysterische Menschen mit verschrobenen Weltansichten, nein, es ist für mich! Das Evangelium will in meinem Alltag Hand und Fuß werden, es ist aktuell, herausfordernd, anstößig und doch liebevoll, beherzt und prägnant.
Ich merkte immer deutlicher, dass das Evangelium mich zu einer Entscheidung einlädt:
„Willst Du mit mir unterwegs sein oder alleine Deine Wege gehen?“
1994 habe ich mich für den Weg mit Gott entschieden und bereue diesen Schritt nicht.
Mein Alltag ist dadurch nicht einfacher geworden, Konflikte und Probleme kommen trotzdem noch vor, aber ich habe im Evangelium ein Geländer, eine Stütze, einen Kompass, eine Brücke, einen Maßstab. Es hilft mir durch schwierige Situationen hindurchzugehen, ist ein Orientierungspunkt im Alltag. Und eines ist mir bewusst, das Leben mit und aus dem Evangelium, also mit Gott ist nie langweilig…
Sr. M. Sonja