Evangelium konkret – „Das ist es, was ich suche.“
Für Franziskus war es das Evangelium, das er gefunden hat. In seinem Suchen, wie er Jesus nachfolgen solle, hat er sich immer wieder im Evangelium Rat geholt. Ein Biograph schreibt später über ihn: „Er war kein tauber Hörer des Wortes.“
Seine „Finde-Geschichte“ möchten wir selbst sprechen lassen:
„Eines Tages aber wurde in eben dieser Kirche (Portiunkula) das Evangelium, wie der Herr seine Jünger zum Predigen aussandte, verlesen, und der Heilige Gottes war zugegen. Wie er die Worte des Evangeliums vernommen hatte, bat er gleich nach der Messfeier inständig den Priester, ihm das Evangelium auszulegen. – Dieser erklärte ihm alles der Reihe nach. Als der heilige Franziskus hörte, dass die Jünger Christi nicht Gold oder Silber noch Geld besitzen, weder Beutel noch Reisetasche, noch Brot, noch einen Stab auf den Weg mitnehmen, weder Schuhe noch zwei Rocke tragen dürfen, sondern nur das Reich Gottes und Buße predigen sollen, frohlockte er sogleich im Geiste Gottes und sprach:
„Das ist’s, was ich will, das ist’s, was ich suche, das verlange ich aus innerstem Herzen zu tun.“
Deshalb macht sich der heilige Vater, von Freude überströmend, eilig an die Ausführung des heilsamen Wortes und duldet keinen Aufschub mehr, mit ganzer Hingabe die Verwirklichung dessen zu beginnen, was er eben gehört hat. Allsogleich löst er die Schuhe von den Füßen, legt den Stab aus der Hand und, zufrieden mit einem einzigen Rock, vertauscht er den Ledergürtel mit einem Strick. Darauf richtet er sich den Rock in Form des Kreuzes zurecht (…)
Das Übrige aber, was er gehört hatte, begehrte er mit größter Sorgfalt und höchster Ehrfurcht zu tun. Er war ja kein tauber Hörer des Evangeliums (…)“