Manchmal wundere ich mich heute noch,
an welchen Platz mich Gott gestellt hat und wie er mich geführt hat und auch heute noch führt.
Obwohl der Glaube selbst in meiner Familie keine große Rolle gespielt hat, war es meinen Eltern wichtig, dass wir Kinder die Kirche und das Gemeindeleben kennen lernen. Somit habe ich eine „gut katholische“ Kinder- und Jugendzeit verbracht: Kinderbibeltage, Kinder- und Jugendchöre, Jugendgruppen, bis zum Ferienlager und der Entscheidung, eine Ausbildung zur Erzieherin zu machen. In den verschiedenen Gruppen habe ich mich immer zuhause gefühlt.
Mit 16 Jahren habe ich „zufällig“ (mittlerweile glaube ich nicht mehr so an Zufälle!) die Fokolarbewegung auf einem Gen Rosso Konzert in Münster kennen gelernt und im Gespräch mit jungen Menschen zum ersten Mal gehört und erstaunt wahrgenommen, dass man das Evangelium – das Wort Gottes – heute immer noch leben kann und es in mein Leben hinein sprechen kann und will. Das war völlig neu für mich.
Von dem Moment an war mein Leben begleitet von einer inneren Sehnsucht nach MEHR und es hat noch ca. 20 Jahre gedauert – und viele Begegnungen, Gespräche, eine Ausbildung zur Gemeindereferentin und Besuche in verschiedenen Klöstern gebraucht – , bis ich Gott verstanden habe und den Gedanken zulassen konnte, dass mein Weg in ein Kloster führt. Und nicht in eine Familie, als Mutter und Ehefrau, wie ich mir selber mein Leben gedacht hatte ….
Als ich 2002 zum ersten Mal in Sießen – damals im Forsthaus – war, hat es mich innerlich fast umgehauen. Ich hatte an diesem Ort, in dieser Gemeinschaft, zum ersten Mal nach vielen Jahren den Eindruck, dass mein MEHR gestillt wird. In den Tagen und auch nachher – bis heute – hat Gott mir immer wieder Worte aus der Schrift „geschickt“, damit ich ihn verstehe.
Das klingt vielleicht „einfach“ – ist es aber überhaupt nicht. Für IHN, aber auch für MICH. Naja, für IHN vermutlich schon –
Aber ich staune über seine Geduld, Hartnäckigkeit und Barmherzigkeit mit mir. Ich war oft nicht einverstanden mit „seinen Ideen“ und wollte meine Eigenen lieber umsetzen. Ich gebe zu: SEINE waren immer DIE, die mich ins Leben geführt haben, die mich ins Heil, in die Freude und in eine große Freiheit führen. Und dafür bin ich IHM heute einfach nur dankbar.
Ich möchte mir die Sehnsucht nach MEHR im Herzen behalten. Diese Sehnsucht treibt mich an, sie belebt mich und lässt mich SEINE Wege deutlicher sehen. Viele Höhen und Tiefen gab und gibt es auf meinem Weg mit Gott zu erzählen – die würden aber eher in ein Buch passen, als hier in ein paar wenige Zeilen.
Und so staune ich weiterhin über SEINEN Weg mit mir und MEINEN Weg mit IHM.
Sr. Clara Maria